Sprachförderprogramm in Kindertageseinrichtungen: Evaluation bescheinigt große Lernerfolge

 

Allen Kindern einen Zugang zur Bildung ermöglichen – das ist das Ziel des Sprachförderprogramms, mit dem die Region Hannover drei- bis fünfjährige Kinder gezielt unterstützt. Seit 2006 bietet ein Team aus speziell geschulten pädagogischen Fachkräften in Kindertagesstätten Sprachförderung für Kinder mit Migrationshintergrund und aus sozial benachteiligten Familien an. Von Anfang an wurde die Wirkung der Sprachförderung von einem externen Unternehmen evaluiert. Die Ergebnisse der dreijährigen Untersuchung hat der Sozialdezernent der Region Hannover, Erwin Jordan, am Donnerstag,,8.Juli in einer Kindertagesstätte in Garbsen-Berenbostel vorgestellt.

 

  Wichtigste Erkenntnisse: Schon nach einem Jahr Sprachförderung machen die Kinder erkennbare Fortschritte in der Sprachentwicklung, nach zwei Jahren verbessern sich ihre sprachlichen Kompetenzen wesentlich. Auch das Interesse an der Schrift, also an Büchern, ist bei den geförderten Kindern deutlich gestiegen. Schlussfolgerung der Evaluation: Eine längerfristig angelegte Sprachförderung beeinflusst die Sprachentwicklung deutlich positiv. „Die Ergebnisse der Untersuchung untermauern unseren Ansatz, durch Investitionen schon im vorschulischen Bereich für alle Kinder die Bildungschancen und damit auch ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu verbessern“, sagte Sozialdezernent Erwin Jordan. „Dabei geht es nicht nur darum, Integration zu fördern, sondern auch Armut vorzubeugen, die ja oft durch mangelnde Bildung und Ausbildung verursacht wird.“ Die Region Hannover finanziert das Sprachförderprogramm seit 2008 mit jährlich mit 250.000 Euro. In etwa die gleiche Summe wird vom Land Niedersachen gezahlt. Im Kindergartenjahr 2009/10 beteiligen sich 59 Kindertageseinrichtungen im Zuständigkeitsbereich des Fachbereichs Jugend der Region Hannover an dem Sprachförderprogramm. Insgesamt 1.323 Kindern im Alter von drei bis fünf Jahren nehmen an den Förderung teil. Das Sprachförderangebot findet ein bis zwei Mal in der Woche in den Kindertageseinrichtungen statt. Die Sprachförderkräfte arbeiten in Kleingruppen von vier bis sechs Kindern – damit wird ein Rahmen geboten, der eine individuelle Förderung ermöglicht. „Die frühkindliche Sprachförderung richtet sich mit ausgewählten spielerischen und kreativen Förderangeboten an die Zielgruppe“, sagte Ingrid Niehoff, Leiterin des Teams Fachberatung und Sprachförderung für Kindertagesstätten der Region Hannover. „Ziel ist es, die Sprachhemmungen der drei- bis fünfjährigen Kinder abzubauen, ihre Sprechfreude anzuregen, den Wortschatz zu erweitern und sie in den Satzbau und die grammatikalischen Strukturen der deutschen Sprache einzuführen.“ „Es ist erstaunlich, wie schnell die Kinder durch die konkrete Förderung sicherer mit der deutschen Sprache umgehen können und dadurch auch gegenüber anderen Kindern und den Erziehern viel offener werden“, sagte Cornelia Schmitt, Leiterin der DRK-Kindertagesstätte in Garbsen-Berenbostel. Seit 2006 wird die Sprachförderung in der Kita angeboten – der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund beträgt hier etwa ein Drittel der Gesamtkinderzahl. In dem Sprachförderprogramm sieht Cornelia Schmitt eine wichtige Ergänzung zum pädagogischen Konzept der Kindertagesstätte: „Die Kinder können sich besser austauschen und werden empfänglicher für Bildungsangebote. Vor allem aber steigern die Lernerfolge auch ihr Selbstbewusstsein, mit der Folge, dass sie sich mehr trauen und zutrauen.“ Um noch effektiver die Sprachentwicklung zu verbessern, empfehlen die Evaluatoren, dass Kinder mit Migrationshintergrund länger in einer Einrichtung betreut werden. Nur 40 Prozent der geförderten Kinder sind mehr als vier Stunden täglich in einer Kita. Vor dem Hintergrund, dass bei mehr drei Vierteln der geförderten Kinder zu Hause in der Familie eine andere Sprache gesprochen wird, ist der Kindergarten für die meisten der Ort, an dem sie regelmäßig die deutsche Sprache hören und sprechen. Evaluiert wurde die Sprachförderung von der hannoverschen Beratergruppe für Qualität und Organisationsentwicklung „QUBIC“. Die Befragung erfolgte auf Grundlage der anerkannten Beobachtungsverfahren „Sismik“ (für Kinder mit Migrationshintergrund) und „Seldak“ (für deutschsprachige Kinder), in denen die Sprachentwicklung der geförderten Kinder von den Fachkräften der Kindertageseinrichtungen dokumentiert wurden. Im Zeitraum von drei Förderjahren wurden Beobachtungsbögen für insgesamt 2.411 Kinder ausgewertet – davon für 361 Kinder aus sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen und für 2.050 Kinder mit Migrationshintergrund. 

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